Dienstag, 17. November 2009

Kunst für Millionen

Nein, nicht der Preis für den Warhol bei der jüngsten Versteigerung ist gemeint. Es geht um eine Ausstellung in der Frankfurter "Schirn", in der 114 lebensgroße Menschen aus Lehm zu sehen sind. Sie sind zu 7 Szenen gruppiert, die die Ablieferung des Pachtzins bei einem chinesischen Großgrundbesitzer zeigen. Propagandakunst also. Ist das Kunst? Ist das wichtig, ob es Kunst ist? Ich bin beeindruckt von der Anmutung, die Menschen sind ganz lebendig, ihre Gesichter rühren mich an. Die Posen sind theatralisch, übertrieben, aber zum Teil auch sehr natürlich, vor allem bei den alten Leuten.

Wenn man über die Enstehung des Figurenzyklus liest, wird einem klar, dass man es hier nicht mit einem Prozess zu tun hat, den wir als künstlerisch einordnen. Der Gutshof wurde als Gedenkstätte eingerichtet, die Figuren sollten an das Elend der chinesischen Landbevölkerung erinnern. Sie wurden von einem Kollektiv von Künstlern geschaffen, die bei den ansässigen Bauern Maß nahmen. Im Mittelpunkt stand nicht die Kunst, sondern die authentische und propagandistisch überhöhte Darstellung.

Kann man Kunst machen, ohne es zu wollen? Darf ich Propagandakunst schön finden? Da geht man ganz harmlos am Sonntag so zur Zerstreuung in eine Ausstellung und sieht sich mit den essentiellsten Problemen der Kunstgeschichte konfrontiert.

Naja, besser ratlos im Museum als besinnungslos vor der Glotze. Mal sehen, was sich nächsten Sonntag auftut. Bis dann!

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