Mittwoch, 4. Mai 2011

Anständig leben

"Anständig essen" von Karin Duve, die Autorin liest freundlicherweise selbst, drumherum sitzen jede Menge Studies und jede Menge alter Säcke wie ich. Den trockenen Humor kenne ich schon aus "Dies ist kein Liebeslied", er ist im Zusammenhang mit dem hochmoralischen Thema große Klasse. Karin Duve weiß, dass sie es nur falsch machen kann, sagt es laut und lästert darüber. Und lässt trotzdem nicht nach in ihrem Ansinnen, es etwas besser machen zu wollen als bisher. Sie spricht mir so aus der Seele, und schnell bin ich vom Essen zum gesamten Rest gehüpft. Anständig leben, da steckt der ökologische Fußabdruck drin, da steckt dieses Bedürfnis drin, sich nicht auf Kosten Anderer bereichert zu haben (tut man permanent) und dank Karin Duve steckt nun auch das Bewusstsein darin, es nicht gut machen zu können und sich dabei belächeln zu können.

"Leave a trace" heißt es in der Werbung für das Porsche-Parfum - yo, die Spur, die ich hinterlasse, wird nicht in einem geilen Auto mit 12 Litern Spritverbrauch bei 110 km/h bestehen. Und nun? Da niemand dankend vor mir auf die Knie fällt, muss ich mein Gutmenschentum alleine würdigen. Jetzt wird es ernst. Wenn heute der letzte Tag wäre, dann ... hätte ich mal wieder das Gefühl gehabt, ihn in einer Schachtel verbracht zu haben.

Ja, ist es denn mit dem Gutmenschentum noch nicht getan? Muss ich denn noch weiter denken und entscheiden? Karin Duve würde an der Stelle vielleicht sagen, dass sie sich jetzt erstmal zwischen Weiß und Rot entscheiden muss und Jiminy Grille ihr schon ins Ohr geplärrt hat, wie es weiter geht, nämlich schön pragmatisch, und dass damit auch gar nichts verkehrt ist. Morgen besuche ich mal die Nachbarschachtel. Danke, Karin.

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