Samstag, 6. August 2011

Madame

Es ist so weit. Nun bin ich 44 und eindeutig im "Madame"-Alter, wie ich beim Friseur feststellen durfte. Denn dort las ich in der Juli-Madame einen Artikel über das Älterwerden, der meinem Lebensgefühl entsprach, es ging um das Altern mit Gelassenheit.

Sehr schön, wenn auch nicht immer ganz geradlinig wurde hergeleitet, dass und warum in unserer Gesellschaft nur Jungsein gut ist, ich breite das jetzt hier nicht aus. Schön war, dass der Autor den "Rosenkavalier" zitierte, eine ganze Oper, die sich um Jugend und Alter dreht und sprachlich perfekt und höchst ästhetisch auf den Punkt bringt, was so schwer zu fassen ist: man ist eben nicht so jung, wie man sich fühlt. Das Äußere verändert sich, das Innere auch, und das korreliert eher nicht.

Für mich ist ein Tag so gut wie der Andere, schon seit einigen Jahren bin ich total zufrieden und empfinde genau diese Zeit als die beste meines Lebens. Trotzdem fühle ich mich gelegentlich als Dinosaurier, der die Jugendlichen von heute nur fassunglos beobachten kann. Wie wird es wohl sein, wenn ich richtig alt bin? Gibt es bis dahin eine Möglichkeit, ewige Jugend zu bewahren? Oder wenigstens eine Möglichkeit, kurz und schmerzlos, aber würdevoll den eigenen Abgang zu inszenieren? Wie alt wird alt dann sein, 70, 80, 120? Mein Kopf kann ewig 44 bleiben, mein Körper nicht. Ich nehme das gelassen, aber nicht fatalistsich zur Kenntnis und beschließe, keine generelle Haltung zum Altern zu entwickeln, sondern abzuwarten, was das Leben bringt.


1 Kommentar:

  1. Das Wetter ist momentan nicht in Sommerstimmung. Wer von Sonnenlicht abhängig ist, kann da leicht in Depressionen verfallen. Einen Grund für einen solchen Artikel gibt es aber trotzdem nicht, es sei denn, man lässt sich von einer Frauenzeitschrift einreden, dass das Alter "44 Jahre" ein Problem darstellt, das man mit dem charmanten Namen "Madame" umschrieben muss.
    Wer dich kennt, weiß, dass du noch immer mädchenhaft aussiehst (auch wenn man nicht meine rosa Brille trägt), und warum du dich als Dinosaurier fühlst, lässt sich leicht erklären: Wer nicht gerade die BRAVO abonniert hat, verliert leicht den Kontakt zu Strömungen und Trends der heutigen "Please buy"- und "Me too"_Zeit. Das ist aber keine Schwäche sondern eher eine Stärke. Wer seine Favoriten und Lesezeichen selbst bestimmt, ist nicht so leicht für politische oder kommerzielle Ziele greifbar.
    Am Ende ist so etwas Einfaches wie Erfahrung der Grund für das Gefühl ein Dinosaurier zu sein. Erfahrung ist aber nichts Verwerfliches, also kann auch das Gefühl, sich als Dino zu fühlen nichts Verwerfliches sein.
    Du hast im Moment sehr faszinierende Projekte laufen. Verschwende deine Energie nicht darauf, auf deine Lebensjahre zu starren, sondern belebe deine Kunstprojekte mit dem gleichen Elan, mit dem du dein Leben lebst.
    Madame ist etwas für Poserinnen und Feiglinge. "Ellen (44)" ist etwas für Siegertypen. Go!

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